Das Jahr des spiegellosen Vollformats

Lange hatte man darauf gewartet, aber dann ging es plötzlich sehr schnell: innerhalb weniger Tage präsentierten Nikon und Canon, die beiden Platzhirsche auf dem Markt für digitale Spiegelreflex-Kameras, ihre ersten spiegellosen Vollformatkameras. Panasonic, ein Newcomer auf diesem Gebiet, folgte nur wenige Wochen später. Zur Photokina 2018 gewann das spiegellose Vollformat damit definitiv an Fahrt.

Zuvor hatten sich Nikon und Canon eher halbherzig in den Markt für spiegellose Systemkameras gewagt: Nikon 2011 mit der Nikon 1 mit 1-Zoll-Sensor, Canon 2012 mit dem EF-M-Bajonett für spiegellose Kameras mit APS-C-Sensor. Beide Systeme boten allerdings nur wenige und eher lichtschwache Objektive. Ganz offensichtlich wollten beide Unternehmen ihre einträglichen Geschäfte mit den etablierten DSLR-Systemen nicht gefährden.

Doch die Konkurrenz schlief nicht. Olympus und Panasonic hatten bereits 2008 mit ihrem revolutionären Micro Four Thirds-Standard den Markt für spiegellose Systemkameras geöffnet. Sony präsentierte 2010 die erste spiegellose APS-C-Kamera mit neuem E-Bajonett, Pentax 2011 das (allerdings kurzlebige) Q-Bajonett. Fujifilm folgte 2012 mit der ersten eigenen spiegellosen APS-C-Kamera mit  X-Bajonett. Sony präsentierte 2013 die erste spiegellose Vollformatkamera, ebenfalls mit E-Bajonett. Leica führte 2014 die erste eigene spiegellose APS-C-Kamera mit L-Bajonett und 2015 die erste eigene spiegellose Vollformatkamera ein. Fujifilm stellte 2016 die erste spiegellose Mittelformatkamera mit G-Bajonett vor.

Auf der Photokina 2018 trafen die neuen Systeme von Canon, Nikon und Panasonic damit auf einen bereits gut besetzten Markt und mit der ebenfalls neuen Sony Alpha 7 III auf die dritte und entsprechend ausgereifte Generation spiegelloser Vollformatkameras. Aber bieten sie genug, um mit den bereits etablierten Systemen erfolgreich zu konkurrieren?

Vieles wird von den Objektiven abhängen, die für die verschiedenen Systeme verfügbar sind. Mit einem Vorsprung von fünf Jahren bietet Sony die bei weitem größte Auswahl an nativen Vollformat-Objektiven. Die Objektivkataloge für die Leica SL und die neuen Modelle Canon EOS R/RP, Nikon Z6/Z7, Lumix S1/S1R/S1H und Sigma fp sind bisher noch überschaubar, werden aber stetig ausgebaut. Eine spannende Frage wird sein, wo die Hersteller ihre Schwerpunkte setzen und ob sie Drittanbietern wie Samyang, Sigma, Tamron, Tokina und Zeiss einen Zugang ermöglichen. Werfen Sie einen Blick auf die besten Objektive für spiegellose Kameras und sehen Sie, welches System für Sie passen könnte.